Reinigende Milchbäder
Wird Milch tatsächlich zu einem zu niedrigen Preis angeboten, bestünde ein Nachfrageüberschuss. Praktisch hieße das, man bekäme ab 16 Uhr oder auch am Wochenende, jedenfalls in der Zeit bevor neue Ware geliefert wird, nichts mehr zu kaufen. Dies ist in Deutschland wie eigene Recherchen ergeben haben, definitiv nicht der Fall. Die Preisbildung scheint also für eine Markträumung zu sorgen. Insofern besteht kein Marktversagen.
Ein Blick auf die Entwicklung der Produktions- und Absatzzahlen, sowie der Preise wirft allerdings einige Fragen auf. Ein Zusammenhang zwischen den Preisen und der Produktionsmenge einerseits, sowie dem Gesamtverbrauch andererseits lässt für die letzten 15 Jahre keinen Zusammenhang erkennen. So stiegen 2001 und 2007 die Preise für Milcherzeugnisse um ca. fünf Prozent. 2001 wurde dennoch zwei Prozent mehr nachgefragt und 2007 schrumpfte der Absatz nur um ein Prozent. Die geringen Schwankungen der Nachfrage sprechen dafür, dass diese relativ preisunempfindlich ist. Es ist für den Verbraucher schlichtweg nicht entscheidend, ob der Liter Milch 48 oder 73 Cent kauft. Er kauft immer annähernd dieselbe Menge. Dies ist allerdings kein Marktversagen, sondern eine sog. preisunelastische Nachfrage. Die Frage hierbei ist jetzt nur, wer davon profitiert. Normalerweise wäre dies weder die eine noch die andere Seite. In einem Markt mit vollkommener Konkurrenz träten solange neue Anbieter in den Markt ein wie diese einen Ertrag erwirtschaften, der ihre Kosten deckt. Da die Absatzmenge in diesem Fall annähernd fest ist, würden die Produzenten mit den höchsten Kosten folglich den Markt verlassen müssen. Ihre Kosten lägen über dem neuen Marktpreis, der durch die neuen effizienteren Wettbewerber nach unten gedrückt wurde.
Diese Marktbereinigung ist bisher durch die Zahlung von Subventionen im weitaus geringerem Maße durchgeführt worden wie sie aus ökonomischen Gesichtspunkten hätte stattfinden müssen. Die Preisreduktion führt also dazu, dass von den bestehenden Milchbetrieben nur noch die mit der günstigsten Kostenstruktur überleben. Ein völlig normaler, wenn auch für viele deutlicher und schmerzhafter Prozess.