Eine Einführung in die Wissenschaft

Es gibt unterschiedliche Definitionen des Begriffs Wissenschaft, exemplarisch sei hier die Gegenüberstellung von Geistes- und Naturwissenschaften genannt und von Alltags- und wissenschaftlicher Erkenntnis. Als zentral in der Wissenschaft ergibt sich das Streben nach Minimierung der Unsicherheit unter Zuhilfenahme von im Wissenschaftskontext anerkannten Verfahren. Hierzu zählt u. a. die systematische, kritische, kontrollierte und empirische Untersuchung.

Das Ziel von Forschung, welche sich immer der wissenschaftlichen Arbeitsgrundlagen bedient, ist entweder das bloße Erkenntnisstreben oder das Auffinden einer Verwertbarkeit. Eine wissenschaftliche Arbeit beantwortet demnach immer die Frage nach dem warum oder wie. Letzten Endes geht es darum, einen positiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.

Die Wissenschaft bedient sich einer ihr eigenen Fachsprache. Hierdurch werden Kommunikationsprobleme auch über natürliche Sprachräume hinaus auf ein Minimum reduziert. Als Folge ergibt sich eine effiziente Arbeitsweise. Konsens besteht darüber hinaus - innerhalb der einzelnen Fachdisziplinen stärker als übergreifend – über die einzusetzenden Verfahren und die Formen der Ergebnispräsentation. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund des ständigen Austauschs und der damit verbundenen Weiterentwicklung notwendig. Es entsteht ein Prozess von Subjektivität über Intrasubjektivität zu Objektivität. Hierfür ist es notwendig sein eigenes Ego zurückzustellen und sich ganz der Sache zu verschreiben. Ein Fälschen von Untersuchungsergebnissen zum eigenen Vorteil, das Kopieren der Arbeiten anderer oder ähnlicher Dinge verstößt gegen die ethischen Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens und hat ggf. den Ausschluss aus der Forschungsgemeinde zur Folge.

Wissen lässt sich unterscheiden in deklaratives, prozedurales, narratives, diskursives und operatives. Das erste beschreibt das Faktenwissen und umfasst das, was unter Allgemeinbildung verstanden oder in Intelligenztests abgefragt wird. Hierzu gehören z. B. das Beherrschen der Grundrechenarten, die Grundlagen unserer Rechtsordnung oder zu wissen, wann die Berliner Mauer gefallen ist, ebenso aber auch, dass es nachts kälter als tagsüber ist. Das prozedurale Wissen beschreibt hingegen Fertigkeiten, die schwer in Worte zu fassen sind. So kann nahezu jeder ab einem gewissen Alter laufen, aber nicht erklären wie er dies tut. Diskursives Wissen entsteht durch den Austausch, die Diskussion, verschiedener Teilnehmer. Mittels der Zusammensetzung des Wissens der einzelnen entsteht neues und das Ergebnis ist größer als die Summe der Einzelteile. Im Gegensatz hierzu steht das narrative Wissen. Abläufe oder Erkenntnisse, die gut verpackt erzählt werden, erlangen allein schon hierdurch ihre Gültigkeit. Deutlich wird dies in dem häufig verwendeten Schlusssatz „...und die Moral von der Geschicht´“. Operatives oder auch Orientierungswissen beschreibt die Fähigkeit mit Wissen umzugehen und sich selbständig neues anzueignen. Methodenkenntnisse fallen in diesen Wissensbereich. Der Abruf dieses Wissens ist immer dann erforderlich, wenn ein neues Problem auftritt, zu dem noch keine Standardlösung vorhanden ist, sondern selbst eine entwickelt werden muss. Das Problem kann auch darin bestehen, dass Wissen vorhanden ist, aber nicht bekannt, wie man dieses anwenden kann.

Wissenschaftsdisziplinen lassen sich z. B. je nach Anwendungsgrad typisieren: zum einen in die Formalwissenschaften, die keinen direkten Bezug zur Realität haben, zum anderen in die Realwissenschaften, bei denen dieser gegeben ist. Die ersten unterstützen die zweiten dahingehend, dass sie ihnen brauchbare und fächerübergreifende Werkzeuge wie die Mathematik zur Verfügung stellen. Die Realwissenschaften lassen sich weitergehend in Natur- und Kulturwissenschaften aufgliedern. Mit zunehmendem Anwendungsbezug ist auch hier wieder eine Unterteilung möglich in einerseits die klassischen Naturwissenschaften (Physik, Chemie usw.) und die Ingenieurswissenschaften (Elektrotechnik, Informatik) und andererseits die Geistes- (Sprachwissenschaften, Geschichte) und Sozialwissenschaften (Wirtschaftswissenschaften, Soziologie).

Die Typisierung der Formen von Wissen ermöglicht es zielgerichtet zu ergründen, wo einzelne individuelle Schwächen vorliegen. Gerade in Bezug auf das prozedurale Wissen macht es das Leben doch etwas einfacher zu wissen, dass, nur weil andere etwas können und mehrfach versucht haben einem zu erklären wie etwas geht, man es aber trotzdem nicht verstanden hat, nicht von geistiger Verwirrung anheim gefallen ist. Stattdessen kann man weiter hoffen, dass man es irgendwann verstanden hat.

Zunächst erscheint es so, als sei beim Anstreben einer Laufbahn außerhalb des akademischen Bereichs die Formalwissenschaft vernachlässigbar. Die Entwicklung zeigt aber, dass das, was heute noch theoretisch abstrakt behandelt wird, in vielleicht zehn oder zwanzig Jahren einen Anwendungsbezug erhält. Beispielhaft sei hier die Entwicklung von mathematischen Verfahren über die Kryptologie hin zu Standardverfahren in der angewandten Informatik genannt.

Die Verknüpfung zu fluider Intelligenz, der Fähigkeit sich neues insbesondere Faktenwissen schnell anzueignen, und kristalliner, das Beherrschen schwer beschreibbarer aber genereller Fähigkeiten wie sozialer Kompetenzen, drängt sich beim Blick auf die verschiedenen Wissensformen auf. Während erstere mit dem Alter abnimmt, steigt die zweite im Laufe des Lebens kontinuierlich an. Sollte z.B. ein Studium diesen Lernprozess, der sonst durch Lebenserfahrung entsteht, deutlich abkürzen, wäre dies ein deutlicher Zugewinn. Beide Intelligenztypen erreichten früh im Leben ihren Höhepunkt und nicht mehr zeitlich versetzt.

Als interessant und herausfordernd für beide Seiten ist der Austausch von Wissenschaft und Wirtschaft und Gesellschaft. Es stellt sich die Frage, was ganz konkret eine universitäre Ausbildung im Gegensatz zur Berufsbildung gesellschaftlich leisten kann und wie dieses Wissen transferierbar wird. Wie schafft man es, dass aus erworbenen Methodenkenntnissen auch handfeste Ergebnisse erwachsen, die auch noch besser sind als wenn man sich auf eine rein fachliche Ausbildung einließe? Und wie verhindere ich es, eine Gesellschaft von Theoretikern aufzubauen, denen es an Fertigkeiten zur konkreten Umsetzung mangelt?

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